Die freie Piratenrepublik Libertalia

Die freie Piratenrepublik Libertalia

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Piratenflagge

Libertalia zählt mit zu den schönsten Piratengeschichten, die ich kenne. Eine Utopie, welche von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit erzählt. Ich selbst wurde auf diese Legende aufmerksam, durch ein Lied von den Ye Banished Privateers, welche ich an dieser Stelle nur empfehlen kann. Ich halte das Lied auch zur Einstimmung in die Thematik von Libertalia für sehr geeignet. Daher empfehle ich euch vor dem Lesen dieses Artikels eure Boxen aufzudrehen und den wundervollen Klängen dieser Piratenband zu lauschen. Und wer weiß, vielleicht schwappt ja ein bisschen Libertalia zu euch über 😉

 

Ye Banished Privateers: Libertalia MarkierenÖffnen

 

Die Legende rund um Mission und Caraccioli

Im groben und ganzen sind Käptn Mission und Caraccioli diejenigen, welche die Idee von Libertalia erst ins Leben gerufen haben. Mission war der Sohn eines wohlhabenden Mannes, der jedoch so viele Kinder besaß, dass für diese nicht genügend Geld vorhanden war. Dementsprechend musste Mission sein Glück selbst versuchen. Dafür bekam er eine ausgezeichnete Ausbildung (unter anderem studierte er Mathe und andere Fächer des Geistes und der Logik) und fand sich schon bald auf einem Handelsschiff wieder. Dort reiste er nach Rom und stellte fest, dass der Klerus korrupt und dekadent handelte. Dort wurde nicht so gehandelt, wie es der Glaube vorschrieb und deshalb stellte sich Mission schon bald gegen die Religion, weil dort keine Freiheit zu finden war. Gleichzeitig war diese Freiheit aber auch nicht in der Politik zu finden, da auch die Könige und andere hohen Herren ihr Volk unterdrückten. Kritisch und vom Leben an Land enttäuscht, zog es ihn aufs offene Meer und durch verschiedene Einflüsse bildete sich zusammen mit Caraccioli, den er auf einem Schiff kennen lernte, der Wunsch nach einem Ort, wo alle Menschen frei waren. Der Traum von Libertalia war geboren, geprägt durch die Werte von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Es dauerte auch nicht lange, bis Mission zum Käptn gewählt wurde und als ebendieser führte er neue Regeln ein. So wurden bei Überfällen die Gefangenen nicht versklavt oder getötet, sondern entweder in die eigene Mannschaft integriert oder freigelassen. Bevorzugt wurden daher auch Sklavenschiffe überfallen, um die Mannschaft zu verstärken (und natürlich um die armen Geschöpfe an Bord zu befreien). Die Hierarchie war sehr flach und vieles wurde im Mehrheitsentschluss bestimmt, das betraf auch die Fahrtroute des Schiffes, wodurch der Käptn nie wissen konnte, wohin sie als nächstes fahren würden. Gewinne werden gerecht zwischen der Mannschaft aufgeteilt, alle Güter werden daher gleichmäßig verteilt, auch der Proviant. Angetrieben wurde die Mannschaft von der Utopie ihres Käptns, irgendwo einen passenden Ort zu finden, wo man in Freiheit leben könnte. Dort wo Libertalia entstehen sollte. Irgendwo in Madagaskar fanden sie schließlich den passenden Ort. Nur bewohnt von ein paar Eingeborenen errichteten sie dort eine Stadt und begannen mit ihren Nachbarn Handel zu treiben. Auch hier spielte die Ideologie eine große Rolle und alle Gesetze und Regeln wurden demokratisch abgestimmt. Alle Menschen waren gleich, egal welche Herkunft, Rasse oder Religion sie angehören. Die Hierarchien waren flach, indirekt waren zwar Mission und Caraccioli diejenigen, welche alles vorantrieben, aber wirklich herrschen taten sie nicht. Ebenso waren sie alle Brüder und Schwester und mussten füreinander einstehen. Güter wurden weiterhin gleich verteilt und weder Mission noch Caraccioli wurden in irgendeiner Art bevorzugt. Die Idee von Libertalia schien schließlich der Utopie zu entschwinden und Wirklichkeit zu werden, auch wenn es einige Schwierigkeiten gab. So mussten zum Beispiel zusätzliche Gesetze eingeführt werden, z.B.  als der Pirat Käptn Tew sich der Republik anschloss und seine Mannschaft die Freiheit anders interpretierten als Mission. Doch dennoch schien der Versuch von Erfolg gekrönt zu sein. Trotz der positiven Referenzen ging die Republik unter, durch einen Angriff den sie nicht kommen sahen. Die Küste hatten sie gut bewacht, so dass sie dort jeden Feind zurückschlagen konnten, doch die Innenseite war nur schlecht geschützt und eines Nachts wurde die Republik von wütenden Eingeborenen angegriffen und restlos vernichtet. Libertalia scheiterte daher nicht an seinen Ideologien und Zielen, sondern aufgrund äußerer Einflüsse.

 

Handelte es sich bei den Liberti um Piraten?

An dieser Stelle lohnt es sich einen Auszug aus dem Werk Libertalia – Die utopische Piratenrepublik – aufzulisten:

„Und wenn die Welt, wir wir aus Erfahrung annehmen müssen, uns den Krieg erklärt, gibt uns das Naturgesetzt nicht nur das Recht, uns zu verteidigen, sondern auch anzugreifen. Da wir dann nicht auf demselben Boden wandeln wie Piraten, die ein zielloses Leben führen und keine Prinzipien haben, sollten wir ihre Farben mit Verachtung von uns weisen. Unsere Sache ist mutig, gerecht, unschuldig und ehrenhaft, die Sache der Freiheit.“ (Daniel Defoe, Libertalia -die utopische Piratenrepublik-, S.26).

Käptn Mission sieht sich selbst daher nicht als Pirat, da seine Grundsätze denen der Piraten widersprechen. So verschont er häufig seine Gefangenen, überzeugt durch Menschlichkeit und jagt nicht dem Gold hinterher, sondern vielmehr der Freiheit, seine Utopie von Libertalia, dem Ort wo alle Bewohner frei und glücklich sein könnten. Dennoch überfiel er fremde Schiffe (beging also Verbrechen auf hoher See) und rein von der Definition her wird er somit den Piraten zugeordnet. Nicht umsonst wird Libertalia auch die Piratenrepublik genannt. Käptn Mission sah sich hingegen aber nie als echten Piraten.

 

Die Farbe der Flagge und das Motto

Ursprünglich sind die Flaggen von Piraten rot oder schwarz (nachzulesen >hier<), doch Mission und Caraccioli hissten stets eine weiße Flagge mit der Göttin der Freiheit darauf: Libertas. Wie bereits oben erwähnt, wollte sich Käptn Mission von den üblichen Piraten distanzieren und wählten daher eine reine Farbe.  Die Göttin Libertas entstammt der römischen Mythologie und war dort ein Symbol der Rechtsfähigkeit einer Person. Personen die den Segen verloren und somit nicht mehr Frei waren, wurden zu Sklaven degradiert. Später wandelte sich der Begriff und die Sklaven trugen selbst Symbole von Libertas, um zu bekunden, dass sie frei waren. Als Symbol für die Liberti, welche auch viele ehemalige Sklaven unter sich aufgenommen hatten und stets freie Menschen waren, passt dieser Schutzpatron hervorragend zur Ideologie.

Das Motto der Mannschaft lautete: A Deo A Libertate! – für Gott und die Freiheit!

Aber warte: Hieß es nicht eben noch, dass Käptn Mission sich gegen die Kirche gewandt hat? Warum sollte er also in seinem Schlachtruf Gott preisen? Das ganze ist an sich ziemlich simpel, denn wie heutzutage auch viele Menschen wissen, hat schon Mission damals erkannt, dass Gott keine Kirche braucht. So lehnt Mission die Kirche ab, weil die Anhänger sich Dekadent benehmen und sich nur an ihre Gläubigen bereichern, aber Gott an sich zweifelte er nicht an. Es war nämlich zu dieser Zeit üblich, dass jeder Mensch an etwas übernatürliches glaubte. Selbst die rauen Seeleute und Piraten glaubten fest an einen Gott und hatten dementsprechend auch Angst vor der Nachwelt (ein paar Ausnahmen hat es natürlich schon gegeben, wie z.B. Blackbeard). Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass auch Mission an Gott festhielt.

 

Gab es Libertalia wirklich und wer war der Autor?

Beides ist bis heute stark umstritten. Beginnen wir erstmal mit dem Autor. Das Werk erschien 1728 unter dem Pseudonym Captain Charles Johnson. Wer sich daher verbirgt ist bis heute noch umstritten. Zugeschrieben wird es bis heute Daniel Defoe, derjenige, der auch Robinson Crusoe geschrieben hat. Davi Cordingly vermutete, dass Captain Charles Johnson gar kein Synonym ist, was wiederum von Arne Bialuschewski, dass beide nicht die Autoren sein konnten und nur Nathaniel Mist in Frage kommt, was er einige Zeit später aber auch wieder revidierte und vermutete, dass es ein unbekannter Verfasser sein musste. Wie man also merkt, zeigt sich bereits bei der Autorenschaft, wie schwer es ist etwas über das Werk und ihren Wahrheitsgehalt herauszufinden.

Doch wie steht es um die Geschichte? Gab es Libertalia wirklich?

Auch das ist umstritten. Fakt ist, dass es keine Überbleibsel von Libertalia erhalten sind. Auf ganz Madagaskar wurde keine Spur von Ruinen oder anderen Funden festgestellt, noch wissen die Einheimischen von so einem Staat. Außerhalb von dem Werk con Captain Charles Johnson gab es keine belegte Quellen oder Aufzeichnungen von Mission oder Caraccioli. Einzig Käptn Tew ist belegt, aber gerade er gilt als größte Widerlegung der Geschichte, denn ein zusammentreffen dieser Charakter wäre zu den angegebenen Zeitpunkten unmöglich gewesen. Somit ist die Piratenrepublik mehr eine Utopie, welche aber so schön ist, das man sich wünschen würde sie wäre wahr.

 

Interessiert euch Libertalia noch weiter? Dann empfehle ich euch noch meine beiden Rezension:

Daniel Defoe: Libertalia – Die utopische Piratenrepublik- (Die Originalgeschichte mit Interpretation)

Nasrin Siege: Die Piraten von Libertalia (Die Legende als authentische Geschichte aus Sicht eines Afrikanischen Sklavens)

 

Wie stets nun mit euch. Hätte Libertalia auch eure Republik sein können? Hätte solch eine ideologische Idee überhaupt Anklang gefunden oder meint ihr, die Stadt wäre so oder so an ihren eigenen Grundsätzen zu Grunde gegangen? Schreibt mir eure Gedanken zu Libertalia ruhig in die Komentarrre. Ich bin gespannt 😉

Freizeitpirat Lucius

2 Antworten auf Die freie Piratenrepublik Libertalia
  1. Marcel sagt:

    Zuerst einmal: schön geschrieben.
    Aber meiner Meinung nach, hätte so ein Staat nicht funktioniert. Der Mensch ist und war mehr oder weniger Habgierig. Früher oder später hätte der ein oder andere einfach „mehr“ haben wollen. Irgendwann ist es halt nicht mehr genug (was man hat). Ein oder mehrere regierende sind einfach nötig, um alles im Zaum zu halten. In kleineren Gruppen ist es vielleicht möglich alles gleich zu halten, zu teilen usw… Aber je mehr dabei sind, umso schwieriger, fast schon unmögliche, Ist es.

    Btw: „ye banished privateers“ machen live richtig Spaß;)

    • Lucius sagt:

      Das sehe ich auch so. In kleinen Gruppen durchaus möglich, aber je mehr Leute dazu kommen, desto mehr wird das System unterwandert und einzelne würde versuchen mehr zu bekommen. Schon irgendwie traurig, denn insgesamt würde es allen besser gehen, wenn alle frei wären und dennoch füreinander einstehen. Aber zum glücklich sein ist die Menschheit wohl nicht geschaffen.

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