Die Schatzinsel (Rezension)
Von der Schatzinsel gibt es zig Verfilmungen, aber keine kommt wirklich an das Buch heran. Doch dieser Film hätte es beinahe geschafft. Mit 340min haben sich die Regisseure genug Zeit gelassen den Film in aller Ausführlichkeit zu erzählen. Jedes kleinste Detail wird umgesetzt und dementsprechend überzeugt der Film definitiv vom Inhalt. Vor allem die Rolle des Long John Silver (gespielt von Ivor Dean) überzeugt komplett, da der Schauspieler nicht nur optisch wie für die Rolle geschaffen ist, sondern das schauspielerische Talent mitbringt bei aller Boshaftigkeit immer noch einen Funken Freundlichkeit auszustrahlen. Großer Minuspunkt gilt aber gegenüber Jim (gespielt von Michael Ande), welcher für die Rolle des kleinen Jims mit 21 Jahren definitiv zu alt war. (Laut Drehbuch sollte Jim 17 Jahre alt sein). Ich finde zu Jim passt nur die Rolle eines Kindes, denn viele seiner Handlungen sind nur durch seine kindliche Naivität und Unwissenheit zu erklären. Bei älteren Personen wirkt dieses Handeln hingegen dumm, verantwortungslos und damit auch unglaubwürdig. Hinzu kommt, dass Michael Ande nur wenig Emotionen zeigt und daher in der Rolle nicht ganz aufgeht. Zu Gute halten muss man ihm aber, dass er trotz eines extrem gefährlichen Unfalls (er ist beim Dreh auf sein Messer gefallen und wurde von der kompletten Klinge durchbohrt) weiter gespielt hat, bis die Szene zu Ende war. Danach viel er um und musste in die Notaufnahme und wäre beinahe daran gestorben. Soviel Pflichtbewusstsein ist wirklich lobenswert. Wer sich die DVD kauft, der wird im Booklet auch ein Interview mit Michael Ande finden, wo er die Situation in einem Interview schildert. Neben Jim wird der Film auch hin und wieder etwas gestreckt, was auch nicht immer positiv ist. Vor allem dann, wenn es die Logik stört. (Beispiel: Israel Hands erscheint immer wieder aus dem Nichts, als wenn er nichts besseres zu tun hätte, als alleine durch die Gegend zu ziehen. Und seltsamerweise ist er immer dort, wo auch Jim gerade ist.). Außerdem ist der Film nicht ganz so brutal (tatsächlich weniger als die Disney-Verfilmung). So stirbt Israel Hands, weil er ins Wasser geschubst wurde und nicht an einer Pistolenkugel. Aber auch sonst sieht man sogut wie nie Blut. Sehe ich persönlich aber nicht als großen Nachteil an, will es aber erwähnt haben. Der Film überzeugt ansonsten komplett. Ich empfehle die Geschichte auch über vier Tage zu schauen, weil somit die Spannung deutlich erhöht wird. Hintereinander weg, könnte es doch zu viel auf einmal werden. Insgesamt die wohl Beste Schatzinselverfilmung die man finden kann und bekommt daher eine dicke Empfehlung von mir.
Kompletter Film bei Youtube:
Daten:
Deutscher Titel: Die Schatzinsel
Originaltitel: Die Schatzinsel / L’île au trésor
Produktionsland: Deutschland, Französisch
Erscheinungsjahr: 1966
Länge: 340 min
Altersfreigabe: FSK 12
Regisseur: Wolfgang Liebeneiner
Produzent: Walter Ulbrich
Drehbuch: Walter Ulbrich, Henri Deutschmeister
Musik: Jan Hanuš,Luboš Sluka
Kamera: Roger Fellous, Guy Suzuki
Schnitt: Viktor Lamy, Ferdinand Sartin
wichtigste Schauspieler: Michael Ande (Jim Hawkins), Ivor Dean (Long John Silver), Georges Riquier (dr. David Livesey), Jaques Dacymine (Squire John Trelawney), Jaques Monod (Kapitän Alexander Smollet)
Bewertung:
Humor: 1 von 10 Dublonen
Handlung: 10 von 10 Dublonen
Spannung: 9 von 10 Dublonen
Gesamt: 9 von 10 Dublonen
Fazit:
Wer die Schatzinsel kennt und liebt, der muss diesen Film gesehen haben. Für alle anderen ist der Film sehr empfehlenswert, wenn man mehr möchte als nur einen einzelnen Abend zu füllen. Gerade über vier Tage verstreut baut der Film eine gewisse Spannung auf, die man heutzutage nicht mehr kennt. Bis heute hat es auch keine Schatzinsel-Verfilmung geschafft dieses Meisterwerk zu schlagen. Und das obwohl der Film auch noch ein paar Mängel hat, aber ein Vierteiler ist halt schwer zu schlagen. Hätten die Filme auch heutzutage noch eine solche Qualität würde ich meine Beitragskosten mit Freude zahlen….
Seid ihr auch mit diesen Klassiker groß geworden? Dann schreibt mir eure Erfahrungen ruhig in die Komentarrre.
Freizeitpirat Lucius
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