Sindbad der Herr der sieben Meere

Sindbad der Herr der sieben Meere (1989)

 

Sindbad, Herr der Sieben Meere, 1989, Film, DVD, Rezension

Ja, hier haben wir einen Film, der mir extrem Spaß gemacht hat. Der Film ist so dermaßen trashig, dass es schon fast wieder gut ist. Normalerweise hatte ich nicht vor, so häufig Zitate aus anderen Rezensionen zu nutzen, vor allem weil ich kurz vorher den Film „Die Tollen Hunde der Karibik“ so gestartet habe. Aber hier muss das einfach sein, denn „Dominik Freiburg“ hat bei Amazon eine Bewertung abgegeben, wie sie besser nicht sein könnte. Und da ich es tatsächlich nicht besser sagen könnte und ich die Kritik als extrem lesenswert empfinde, liste ich sie hier mit auf:

Wahrhaft herrlich! Bei dieser italienisch-amerikanischen Koproduktion aus dem Jahre 1989 handelt es sich um einen der besten schlechtesten Filme, die es gibt. Enzo G. Castellari inszenierte das Abenteuer über den berühmten Seefahrer aus den Erzählungen von Tausendundeiner Nacht… und seine tollkühne Gefolgschaft, bestehend aus Wikinger, Zwerg und Asiaten-Kampfkunst-Stereotyp – wait, what?! Wenn das noch nicht seltsam genug klingt, dann freut euch schonmal auf die Gehirnkontrollmaschine des fürchterlich bösen (und aufbrausenden) Fieslings Jaffar ^^ Wer sich nun denkt „Hey, die Geschichte kenne ich aber irgendwie anders“, der liegt verdammt richtig. Der Film versucht gleich zu Anfang darüber hinwegzutäuschen, indem er sich nicht auf das Original, sondern befremdlicherweise auf Edgar Allan Poe bezieht, der tatsächlich einst eine kurze Fortsetzung namens „Scheherazades 1002. Erzählung“ geschrieben hat. Aber wer sich die Mühe macht, darauf mal einen Blick zu werfen, der wird schnell feststellen, dass der vorliegende Film auch hiermit nicht allzu viel gemein hat, sondern stattdessen größere Schnittmengen mit der Ikonographie der Power Rangers bestehen.

Und das kann verdammt unterhaltsam sein! Im Ernst, ich bin kein großer Trash-Aficionado. Ab und zu sind die Filme so schlecht, dass sie schon wieder irgendwie gut bzw. unfreiwillig komisch sind, aber meistens herrscht für mich pure Langeweile. Dieser hier jedoch ist ein Musterbeispiel für erstere Kategorie, denn auch wenn er sich bestimmt nicht immer hundertprozentig ernst nimmt sondern eher eine verspielt-lockere Stimmung vermittelt – ein derartig hirnverbranntes Werk hatten die Macher ursprünglich sicherlich nicht im Sinn. Dass dieser Film so viel Spaß macht, liegt vor allem daran, dass trotz aller Facepalm- oder Lachkrampf-würdigen Momente stets ein gewisser Charme vorhanden ist. Das Gleiche darf sogar mit starken Einschränkungen über die Production Values gesagt werden, die für ihre Zeit zumindest ein gewisses Mindestniveau halten können (da gibt es wesentlich Schlimmeres).

Der einzige nennenswerte Schauspieler ist jener, der die Titelfigur verkörpert: Lou Ferrigno wird manchem noch als Der unglaubliche Hulk aus der gleichnamigen Serie (1978-82) bekannt sein und glänzt hier mit seinen riesigen Muskelbergen und einem sympathisch-dämlichen Lächeln. Genau genommen sind die Leistungen der Darsteller aber durch die Bank unter aller Kanone und teilweise wundervoll over the top. Das gilt vor allem für den oben bereits erwähnten, sagenhaft unbeherrschten Antagonisten.
Was gab es noch? Billigst-Soundtrack aus dem Synthesizer? Check. Action-Szenen in unnötiger Zeitlupe? Check.
Durch die Rahmenhandlung – eine Mutter erzählt ihrer Tochter eine Gutenachtgeschichte – machen es sich die Autoren wahnsinnig einfach, indem sie die halbe Handlung per Voiceover der Mutter erzählen lassen. Das ist besonders dann ulkig, wenn man im Film die Charaktere manchmal sprechen sieht, aber kein Dialog sondern nur die Erzählerin zu hören ist. Dabei sind Dialoge und Text eigentlich das große Highlight, sowohl in der „gelungenen“ deutschen Synchronisation, als auch auf englisch. Eine Kostprobe:

(Sindbad ist alleine im Verlies und fängt ernsthaft in obercoolem und selbstsicheren Ton an, mit einer vorbeikriechenden Schlange zu reden, warum auch immer)
„Die Menschen hassen dich, nicht wahr? Weißt du, du hättest dir damals die Geschichte mit Adam und Eva verkneifen müssen.“
Ich kann gar nicht ermessen, auf wie vielen Ebenen das behämmert ist ^_^ Und was er anschließend erst noch mit besagter Schlange und ihren Artgenossen macht…

Aber ich möchte nicht alles vorweg nehmen. „Sindbad – Herr der Sieben Meere“ muss man ohnehin mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu glauben. Mir fällt es naturgemäß schwer, hierfür eine eindeutige Wertung abzugeben. Es ist gewissermaßen ein Film, der objektiv nur einen, subjektiv aber volle fünf Sterne verdienen würde! Als Kompromiss treffe ich mich in der Mitte und vergebe drei. Wer einen ernsten, anspruchsvollen Abenteuerfilm mit hohem Immersionsfaktor und Spannung sucht, der ist hier völlig falsch. Aber nicht nur Trashfans werden an diesem filmischen Unfall ihre helle Freude haben. Es ist ein Erlebnis für die ganze Familie: Die jungen Kids nehmen das vielleicht noch für voll und werden aufregend unterhalten, während die erwachsene Generation die eigenen, glücklich geflossenen Tränen trocknen muss, wie ich es tat, als ich ihn zum ersten Mal sah (und ständig unterbrechen musste, bis ich mich wieder eingekriegt hatte). Daumen hoch!

Quelle: Amazonen Kundenbewertung von Dominik Freiburg

Ja, der Rezension kann ich mich zu 100% anschließen. Der Film ist einfach herrlich bescheuert und bleibt dennoch spannend. Was er mit den Schlangen macht? Das will ich hier gerne mal Spoilern: Er bindet sie zu einem Seil zusammen und kann damit fliehen. Sau bescheuert? Ja, in der Tat und Gerüchte zufolge, sollen sich bei dieser Szene auch Tierschützer beschwert haben. Dabei würde das doch kein normaler Mensch nachmachen. Manche Leute kommen echt auf verrückte Ideen. Achja, der „Asiaten-Kampfkunst-Stereotyp“ wird ständig als „Der Chinese“ bezeichnet, ist aber eindeutig ein japanischer Samurai. Aber das scheint man da wohl nicht all zu ernst zu nehmen. Wie auch den Rest des Films. Noch ein Beispiel gefälligst? Dann sei euch folgendes Filmzitat gegönnt:

Sindbad:  “Schon gut, schon gut! Ich weiß schon was du willst! Du brauchst heiße Luft! Das ist meine Spezialität!“

Erzählerin (Mutter): “Und Sinbad füllte seine mächtigen Lungen und blies Nadirs Heißluftballons auf. Es war ein schöner Anblick, der allen Freude machte.“

Reicht euch das nicht? Dann hier:

Kyra: „Sindbad! JA Klasse! Mach sie nieder! Mach sie nieder! So ist gut! Tritt ihm in die Eier! Ja genau so! Genau so!“

Trashiger und bescheurter geht es doch gar nicht mehr 😉 Oder aber gegen Ende:

Jaffar: „Kämpfen wie ein Mann? Du bist ein Mensch Sindbad! Aber ich bin ein Super-Mann Sindbad!“

Da kann man sich doch nur wegschmeißen. Echt genial und wunderbar bescheuert. Es gibt noch so viel mehr Szenen die man hier zitieren könnte, welche so unsagbar bescheuert sind, dass man sich nur noch wegschmeißen kann, aber das würde sicherlich den Rahmen sprengen. Seht ihn euch einfach mal selbst an. Ihr werdet es sicher nicht bereuen!

 

Vollständiger Film bei Youtube: 

-auf Youtube

 

Daten:

Deutscher Titel: Sindbad, Herr der sieben Meere

Originaltitel: Sinbad of the Seven Seas

Produktionsland: Italien-USA

Erscheinungsjahr: 1989

Länge: 93 min

Altersfreigabe: FSK 12

 

Regisseur: Enzo G. Castellari, Luigi Cozzi

Produzent: Enzo G. Castellari, Yoram Globus, Menahem Golan

Drehbuch: Luigi Cozzi

Musik: Roberto Petrozzi

Kamera: Sandro Tamborra

Schnitt: Gianfranco Amicucci

wichtigste Schauspieler:  Lou Ferrigno (Sindbad), John Steiner (Jaffar), Leo Gullotta (Nadir), Teagan Clive (Soukra), Roland Wybenga (Prinz Ali), Stefania Girolami (Kyra), Alessandra Martines (Alinah), Ennio Girolami (Wikinger), Al Yamanouchi (Samurai)

 

Bewertung:

Humor: 11 von 10 Dublonen (Trash vom Feinsten ;))

Handlung: 7 von 10 Dublonen

Spannung: 7 von 10 Dublonen

Musik: 7 von 10 Dublonen

Gesamt: 11 von 10 Dublonen

 

Fazit:

Den Film kann und sollte man nicht ernst nehmen. Ich bin sonst ja eigentlich nicht der große Fan von Trashfilmen, aber dieser hat mich rundum überzeugt, weil er von vorne bis hinten charmant und gleichzeitig unglaublich bescheuert ist. Ein Meisterwerk der Blödheit und es wird umso lustiger, wenn man im Hinterkopf behält, dass die Produzenten dies so nicht beabsichtigt hatten. Unbedingt mal über Youtube kostenlos ansehen. Ein Film für die ganze Familie (muss ja nicht die Eigene sein) 😉

 

Kennt ihr den Film auch und konntet genauso darüber lachen? Dann schreibt mir eure Meinung in die Komentarrrre.

 

Freizeitpirat Lucius

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