Ahoy ihr bärtigen und weniger bärtigen Gesellen und Gesellinnen,
heute bin ich aus meinem Urlaub zurück und da ihr ziemlich lange auf einen Beitrag warten musstet, gibt es als Entschädigung einen kleinen Ausblick aus den Erlebnissen, die man so sammelt wenn man sein Heimatland näher erkundet. (Nein, das ist nicht das Meer, auch wenn man das meinen könnte ;)). Verzeiht, dass es diesmal gar nicht piratig wird, aber hin und wieder brauche selbst ich mal eine Auszeit von dem Meer. Ich hoffe der Beitrag bleibt trotzdem interessant.
Verschlagen hat es mich in das schöne Land der Lipper, ganz speziell der Ecke Detmold. Das ist die Stadt wo die Mittelalterband Duivelspack herkommt. Was die kennt ihr nicht? Unbedingt nachholen! Wenn ich mal wieder im Sommer Zeit habe, versuche ich auch mal an einer der (musikalischen) Stadtführungen teilzunehmen, welche von Daniel Wahren (ein Sänger von Duivelspack) durchgeführt wird. Die CD von ihm habe ich mir zumindest sofort gekauft und gefällt mir extrem gut. Sind halt auch echt kreative Leute die Detmolder. Fängt schon mit den ganzen Geschäften an. Für Musikbegeisterte wie mich ein wahres Paradies, denn es gibt ganze Straßen voller Läden die Noten und Instrumente anbieten. In den verwinkelten Ecken findet man dann noch viele Bioläden, echte Bäcker und sogar ein Geschäft welches ausschließlich Säfte anbietet (ein echter Saftladen sag ich euch ;)). Aber auch sonst sind die Geschäfte extrem für kreative Leute und Personen mit alternativen Lebensstilen zugeschnitten. So eine Stadt sieht man sonst nicht alle Tage. Schon lange her, dass mich eine Stadt so überzeugt hat. Es ist halt auch ein wenig der Charme der Altstadt mit den vielen kleinen verwinkelten Gassen, welche die Stadt so schön machen.
Außerhalb der Saison kann man dort aber nicht viel machen, da ich aber sowieso viel wandern wollte, kann mir das glücklicherweise völlig egal sein. Wichtigste Ziele waren für mich die Externsteine sowie die Falkenburg. Beides Orte, welche von Duivelspack besungen wurden und somit quasi meine Pilgerstätten waren. Die Letztere ist leider fast völlig abgetragen worden, da die sparsamen Lipper die Steine zum Bau ihrer Häuser benutzt haben. Sparsam ist übrigens nicht zu verwechseln mit Geizig. Geizig sind die Schwaben und die Schotten und das ist eine negative Eigenschaft. Die Lipper sind sparsam und das ist eine Tugend. Achja wusstet ihr, dass die Lipper die Kupferdrähte erfunden haben? Das ging ganz nebenbei, denn die Lipper drehen wenn sie etwas kaufen wollen den Kupferpenny so häufig um, dass daraus irgendwann ein Kupferdraht wird. Man kann hier halt echt noch was Lernen! Lustig war auch die Situation, wo ich ein Gespräch zweier waschechter Lipper mitangehört hatte. Sie sprachen gerade über den Tod eines bekannten und das war sinngemäß wie folgt:
Lipper 1: Der Karl soll ja jetzt auch gestorben sein.
Lipper 2: Der war ja Witwer.
Lipper 1: Ja, das ist wirklich toll. Da gibt es einiges zu erben. Wer bekommt denn eigentlich nun das Erbe?
Lipper 2: Soweit wie ich weiß, hat er alles was er hatte dem Kinderheim vermacht.
Lipper 1: Das ist ja nett.
Lipper 2: Ja, da sind seine sieben Kinder gut untergebracht.
🙂
oder aber folgendes:
Ein Lipper kam in ein Restaurant, packte seine Stullen und Wasser aus.
Kommt der Kellner vorbei und sagt: „Ey, sie dürfen hier nicht sitzen, ohne was zu bestellen!“
Darauf der Lipper: „Ok, dann bestellen sie mal dem Koch schöne Grüße.“
😉
Ok ich muss gestehen, dass ist nicht so passiert. Aber Witze über die Lipper gibt es hier echt ne Menge.
Um den Bogen zurück zu spannen: Wer die Falkenburg besichtigen möchte, der muss wohl oder übel eine Führung buchen, denn ganze drei Zäune mit Verbotsschildern und „Achtung Lebensgefahr“ Hinweisen verbieten einem den normalen Zutritt. Man kann zwar dennoch problemlos die Sperren durchquären, aber das tun natürlich vernünftige Leute nicht, weshalb es davon keine Bilder gibt. Ansonsten ist es mit Führung definitiv einen Blick wert, wenn man auf alte Burgruinen steht.
Die Externsteine scheine eine Kultstätte für verschiedene Glaubensrichtungen zu sein. Nicht umsonst suchten damals die Mönche dort Schutz. Wer ein wenig vom Weg abkommt (und das ist dort überall sehr zu empfehlen, denn man entdeckt überall irgendwas interessantes) der stößt auch dort auf Kultstätte wie Steinkreise, Runen, Bäume und vieles mehr. Wir sind sogar einer Gruppe begegnet, welche den „Naturgeistern“ eine Opfergabe dargebracht hatten und dabei okkulte Lieder sangen. Irgendwie auch eine echt interessante Erfahrung. Später erfuhren wir, dass die Leute dort sogenannte Wicca sind, wie man im folgendem Blog auch herausfinden kann: >klick<
Persönlich kann ich mit solchen „spirituellen“ Dingen nicht viel anfangen, aber ich finde es extrem erstaunlich, dass es solche Kulte noch gibt und diese auch noch durchgeführt werden. Als Mittelalterfan finde ich sowas dann wieder gut und kann mich daran erfreuen. Jeder soll nach seinen Vorlieben glücklich werden und die Leute schienen darin ziemlich aufzugehen. Hätte gerne noch viel mehr darüber erfahren.
Wenn man noch weiter vom Weg abkommt, findet man auch eine Stelle, wo extrem tolle Baumhäuser gebaut wurden. Echt Wahnsinn, wie viel Mühe sich da jemand gegeben hat. Und dann auch noch so hoch. Ich vermute immer noch, dass es Kinder waren, denn auf die Leiter habe ich mich nicht weiter hinauf getraut. Und dabei bin ich mit meinem 62kg auch nichtmal wirklich schwer. Wenn ich dann aber sehe, wie hoch das zweite Baumhaus ist, bekomme ich schon ein wenig Zweifel. Das ist arg gefährlich ohne Sicherheitsseile sowas zu bauen und das traue ich Kindern nicht zu. Wer mag das also gewesen sein? Es bleibt spannend!
Eine weitere schöne Stadt ist Lemgo. Dort wurden noch ziemlich lange Hexen den Prozess gemacht. (Man merke: Hexen gibt es wie oben bewiesen immer noch!). Ein Museum berichtet dort von den berühmtesten Fällen. Auch ein Esel musste dort dran glauben. Über tierische angeklagte im Mittelalter stand vor kurzem auch ein Bericht in der Zeitung. Zum Beispiel wurden Mäuse angeklagt Vorräte vernichtet zu haben. Diese erschienen aber nicht zum Prozess. Der Verteidiger begründete dies aber damit, dass die Erzfeinde der Mäuse (die ultrabösen Katzen) vorm Eingang lauerten und die sichere Ankunft somit nicht garantiert wurde. Eher scherzhaft war der Fall des Krebses und des Maulwurfes. Der Krebs bekam das Urteil: „Tod durch ertrinken“ und der Maulwurf wurde „lebendig begraben“ 😉
Unser Weg führte uns dann weiter zum Hermannsdenkmal, quasi der Held der das deutsche Reich vor den Römern im Teutoburger Wald verteidigt hatte. Ohne ihn wäre unsere Geschichte ganz anders verlaufen. Aber halt! Da stimmt doch was nicht. Der Typ hieß gar nicht Hermann, sondern Arminius und die Schlacht war auch gar nicht im Teutoburger Wald, sondern aller Anschein nach im Wiehengebirge. Und der Arminius hatte einen römischen Namen bekommen, da er tatsächlich auch die römische Staatsbürgerschaft hatte. Quasi hat er seine Landsleute verraten und war ein Verräter gewesen. Halleluja, die Geschichte ist echt schwammig. Ein Blick ist die Statur aber definitiv Wert.
Und dann war der Urlaub auch leider schon wieder vorbei. Die Zeit ist immer viel zu kurz, aber irgendwann muss ja auch der Unistoff gemacht werden und die Seite hier will ja auch gefüttert werden. Gefaulenzt wird also später und ich werfe mich mit neuer Energie auf die nächsten Beiträge.
Zum Abschluss noch einen Schnappschuss von der Raststätte bei der Rückfahrt. Wen man da nicht alles begegnet 😉
In diesem Sinne: Yohoho and a botte of Rum!
Euer Freizeitfaulenzer Lucius
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